DRESDNER Interviews / O-ton!
Unter die Räuber gefallen – Die Comödie startet mit dem »Wirtshaus im Spessart« (Bild: Robert Jentzsch/ Amac Garbe) in Schloss Übigau ein neues Sommertheater
Die Comödie startet mit dem »Wirtshaus im Spessart« (Bild: Robert Jentzsch/ Amac Garbe) in Schloss Übigau ein neues Sommertheater
■ Es war einmal ein kleines verwunschenes Schloss an einem großen Fluss … Als Ort des lustvollen Lebens wurde das Barockschloss Übigau die letzten hundert Jahre nicht genutzt. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts diente es in erster Linie als repräsentativer Firmensitz. In den 1990er Jahren gab es den einen oder anderen Anlauf, dem romantischen Ort wieder Leben einzuhauchen, doch Investoren und Betreibern mangelte es an Durchhaltevermögen. Durchhaltevermögen ist allerdings das, was die Truppe der Comödie um Christian Kühn und Olaf Maatz bereits mit der erfolgreichen Reanimation des Theaters im World Trade Center unter Beweis gestellt haben. Nun haben sich die Umstände so gefügt, dass am 5. Juli mit der Inszenierung des »Wirtshaus im Spessart« das neue Sommer-Open-Air der Comödie in Betrieb genommen wird. Das »Wirtshaus im Spessart« beruht auf einer Erzählung von Wilhelm Hauff. In einer Spelunke treibt eine Räuberbande ihr Unwesen, der die Comtesse von und zu Sandau samt Zofe zum Opfer fallen. Doch nach verschiedenen Irrungen und Wirrungen wird alles gut, und die Comtesse findet den Richtigen – so wurde die Geschichte mit großem Erfolg in den 1950er Jahren verfilmt. Nun soll die Räuberpistole in Schloss Übigau neu erzählt werden. Mit Christian Kühn, dem Spielleiter der Comödie und Regisseur des Stücks, sprach DRESDNER-Herausgeberin Jana Betscher.

Schloss Übigau steht ja schon seit Jahren ungenutzt herum. Wie seid ihr darauf gekommen, es für eine neue Sommertheater-Spielstätte zu nutzen?

Christian Kühn: Die Initialzündung kam von unserem Geschäftsführer Olaf Maatz, der bei einem Fahrradausflug hier vorbei kam. Er hat sich mit dem neuen Eigentümer in Verbindung gesetzt und alles in die Wege geleitet. So nahm alles seinen Lauf, um hier langfristig ein weiteres Sommertheater in Dresden zu etablieren.

Wie kam es denn zu der Auswahl des Stückes?

Christian Kühn: Nachdem die Nutzung vereinbart war, musste es einigermaßen schnell gehen. So fiel die Entscheidung, im ersten Jahr mit einem bekannten Stoff an den Start zu gehen. Es hat auch seinen Reiz, Stoffe mit einem gewissen Nostalgiefaktor ausfindig zu machen, zugleich kann man das Stück auch neu interpretieren. Das Stück spielt zwar im Jahr 1825, aber die Inszenierung, die Machart und der Humor sind zeitgemäßer, verruchter, frecher, so ein bisschen im Tarantino-Style. Es wird sehr viel zu Lachen geben, es wird auch ein wenig gruselig und es wird musikalisch – also ein amüsanter Abend in einem unvergleichbaren Ambiente. Dazu tragen auch Rainer König, der lokale Held, in seinen sehr gegensätzlichen Rollen als Wirt und als Graf und der Youtube-Comedy-Star Aline Bachmann als handfeste Zofe bei.

Ihr betreibt ja auch das Sommertheater im Hotel Elbflorenz. Gibt es da keine Überschneidungen, was das Publikum betrifft?

Christian Kühn: Im Schloss Übigau ist ein ganz anderes Ambiente, an der Elbe, in der Natur. Der Raum im Elbflorenz hat seinen besonderen Reiz mit dem See und ist natürlich sehr praktisch, da die technische Logistik vor Ort ist. Ziel ist, beide Spielstätten parallel die nächsten Jahre zu bespielen. Hier in Übigau die nostalgischen Stücke, die auf eine Zeitreise mitnehmen und im Elbflorenz eher die Sommerunterhaltung, die in andere Länder entführt und heutiger ist. So wird es dieses Jahr dort neben »Oh Alpenglühn!«, dem Stück aus dem Vorjahr, die Neuinszenierung »Spanisch für Anfängerinnen« geben – mit viel spanischer Musik und der Rahmenhandlung eines Spanisch-Nachhilfekurses. So können wir jeden Tag Sommertheater für die Touristen und für die Dresdner anbieten, am Freitag und Samstag sogar mit zwei Stücken.
Besten Dank für das Gespräch!

Das »Wirtshaus im Spessart« hat am 4. Juli Generalprobe, Premiere ist am 5. Juli; weitere Termine: bis 25. August, jeweils immer von Freitag bis Dienstag; zu erreichen mit dem Bus; Parkplätze in der Nähe gibt es auf dem Gelände des Lebensmittel-Großmarktes. Die angeschlossene Gastwirtschaft hat auch an den spielfreien Tagen geöffnet. Tickets und mehr Infos: www.comoedie-dresden.de/produktion/das-wirtshaus-im-spessart/

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