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Neustart der regionalen Literaturmesse – Interview mit Katharina Salomo (Foto: Maik Sempf) zu Dresden (er)lesen im Schloss Albrechtsberg
Interview mit Katharina Salomo (Foto: Maik Sempf) zu Dresden (er)lesen im Schloss Albrechtsberg
■ Bis 2016 organisierte die Dresdner Verlegerin Katharina Salomo die Buchmesse »schriftgut« und seit letztem Jahr nun »Dresden (er)lesen« auf Schloss Albrechtsberg. Was sich mit dem Ortswechsel am Konzept geändert hat und wie es um die regionale Literaturlandschaft steht, hat DRESDNER-Autorin Katja Stenzel in einem Gespräch mit ihr erfragt.

Wodurch unterscheidet sich »Dresden (er)lesen« von einer konventionellen Buchmesse?

Katharina Salomo: Einmal durch die Regionalität. Die Gäste wollen gern Sachen sehen, die man auf großen Buchmessen nicht findet. Viele kleine Verlage mit sehr speziellen Programmen gehen nicht auf solche Messen, weil das für die zu groß ist. Und gerade das ist das Schöne an regionalen Büchermessen: Auf der ganzen Bandbreite von Kinderbüchern über Belletristik bis hin zu alten Stadtkarten findet man Dinge, die man aus dem normalen Buchhandel nicht kennt. Dadurch entsteht auch eine sehr private Atmosphäre. Bei großen Messen sind manchmal nur Hostessen da – hier kann man die Menschen hinter den Büchern tatsächlich hautnah erleben und Gespräche führen. Wir haben auch unkonventionelle Aktionen zum Mitmachen. Es werden nicht nur Verlage und Autoren vor Ort sein, sondern auch Dresdner Gewerke, die etwas mit Literatur zu tun haben, so wie die Handbuchbinderei Nowak. Dann kann man auch mal den Weg vom Papier zum Buch sehen. Und nicht zu vergessen: die Räumlichkeiten. Als unter Denkmalschutz gestellte Örtlichkeit ist Schloss Albrechtsberg sehr reizvoll, die Räume sind noch original aus dem 19. Jahrhundert eingerichtet. Dort sind ganz dezent Bühnen und Tische platziert. Literatur und Schloss sollen miteinander wirken – es soll eine Symbiose sein.

Seit letztem Jahr findet »schriftgut« nicht mehr statt. Sehen Sie »Dresden (er)lesen« als Ersatz oder als neues Projekt?

Katharina Salomo: Es ist ein neues Projekt. So eine große Publikumsmesse zu organisieren ist nicht einfach und immer eine Frage der Kosten. Man muss auch überlegen, inwieweit sich das Projekt umsetzen lässt und wie es weiterentwickelt werden soll. Dort sind wir an die Grenzen des Machbaren gestoßen. Dadurch, dass »schriftgut« zusammen mit »spielraum« stattfand, kam von den literarisch sehr interessierten Menschen auch das Feedback, dass das Publikum zu gemischt war. Mit Schloss Albrechtsberg können wir jetzt das Urkonzept der »schriftgut« umsetzen und etwas Neues auf die Beine stellen.

Welche Chancen haben Autoren in unserer Region überhaupt – kann man hier als Schriftsteller über die Runden kommen?

Katharina Salomo: Wenn man einen Nebenjob hat, ja (lacht). Dresden ist keine große Verlagsstadt. Wir haben zwar viele Nischenverlage, bei denen man aber nicht erwarten kann, dass man groß durchstartet. Da muss man schon sehr viel Glück haben. Es gibt Autoren mit tollen Ideen, die es wirklich wert sind, veröffentlicht zu werden. Aber davon leben zu können ist wie ein Sechser im Lotto.

Wie könnte regionale Literatur stärker gefördert werden, sodass es funktionieren würde?

Katharina Salomo: Vielleicht könnte man mit der Förderung von Verlagen anfangen. Denn ein Verlag ist ein Unternehmen und muss natürlich zusehen, dass er Bücher verkauft. Unter diesem wirtschaftlichen Aspekt bleibt dann eben recht wenig Zeit, um Autoren adäquat zu fördern, sodass es für alle Seiten etwas bringt. Aber gerade weil es in Dresden unheimlich viele interessierte Menschen gibt, ist auch so eine Messe ein Anfang, um Literatur an den Mann oder die Frau zu bringen.
Vielen Dank!

»Dresden (er)lesen« findet am 9. September, 12 bis 20 Uhr auf Schloss Albrechtsberg statt. Das genaue Programm im timer sowie unter www.dresden-erlesen.de

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