DRESDNER Interviews / O-ton!
»Man muss dem Irrationalen eine Chance geben« – Büchers Best feiert seinen 15. Geburtstag – Zeit für einen kleinen Steckbrief von Jörg Stübing (Foto: Sven Claus)
Büchers Best feiert seinen 15. Geburtstag – Zeit für einen kleinen Steckbrief von Jörg Stübing (Foto: Sven Claus)
■ Seit der Eröffnung 2002 hat man in der Neustadt viele Läden kommen und gehen sehen – Büchers Best hält sich. Auf den 37m2 bündelt sich viel kulturelles Leben: je nach Sachlage und Tageszeit ist der Laden an der Louisenstraße 37 auch Galerie, Konzertstätte, Bühne, Lesesaal oder Debattierklub. Pünktlich zum Jubiläum bekommen Inhaber Jörg Stübing und sein Team verdientermaßen den Deutschen Buchhandlungspreis verliehen – bereits zum zweiten Mal. DRESDNER-Autorin Annett Groh nahm das zum Anlass, den »Stü« endlich mal alles zu fragen, was wichtig ist.

Als Du ein kleiner Junge warst, wolltest Du … ?

Jörg Stübing: Delphinforscher werden. Ich bin ja in den 70ern großgeworden. Da gab es »Flipper« und »Ein vernunftbegabtes Tier« von Robert Merle. Dazu kam noch der große Fotobildband »Ich tauchte in den sieben Meeren« von Hans Hass, einem der ersten Tauchpioniere. Von dieser Leidenschaft ist immerhin der Tauchschein übriggeblieben.

Worin bist Du besonders gut?

Jörg Stübing: Oh Gott. Ich bin auf jeden Fall nicht besonders gut darin, diese Frage zu beantworten. Aber was ich hier in den letzten 15 Jahren gelernt habe, ist: Sachen auf den Punkt zu bringen. Also: Breitwandfilme in eine kleine Filmdose einzutüten. Man könnte es auch »Klappentextkompetenz« nennen.

Was ist Deine liebste menschliche Schwäche?

Jörg Stübing: (Überlegt). Für diese Eigenschaft müsste man erst noch ein Wort finden. Ich meine diese verrückten Erfinder mit den wirren Haaren – sie sind vergesslich, verstrudelt, zerstreut. Vielleicht »versuchtes Multitasking«? Es wird immer nur versucht, klappt aber nie. Das Scheitern ist darin schon enthalten, das passiert automatisch. Alles andere ist auch mit dabei: die Vergesslichkeit, das Verstrudelte: Sachen liegenzulassen und nicht zuende zu machen.

Auf welchen Philosophen kommst Du immer wieder zurück?

Jörg Stübing: Das sind die Stoiker, das sind Marc Aurel, Seneca, Montaigne, Schopenhauer, Nietzsche – die großen Leuchttürme. Wer lebenspraktisch nicht begabt ist, braucht diese Denker.

Gibt es auch ein Buch, welches Dich schon sehr lange begleitet?

Jörg Stübing: »Alexis Sorbas« von Nikos Kazantzakis.

Was ist Deine Empfehlung für planlose Studenten, was man am besten mit seinem Leben anstellt?

Jörg Stübing: Bei Dalí hieß das die »kritisch-paranoische Methode«, man könnte es aber auch kontrolliertes Driften nennen: Gucken, was kommt. Eher den verschlungenen Weg einschlagen als den glatten. An Umwege glauben. Sachen zu machen, bei denen noch nicht klar ist, was hinterher vielleicht daraus wird. Man muss einen großen Teil seiner Zeit in irgendetwas Unproduktives investieren, was nicht gleich in eine Verwertungskette eingespeist werden kann. Philosophie habe ich studiert, weil damit klar war, dass ich hinterher nicht automatisch in einem Büro landen kann. Ich kann jetzt nicht allen empfehlen, Philosophie zu studieren, aber man muss dem Irrationalen und Waghalsigen eine Chance geben.
Vielen Dank für das Gespräch!

15 Jahre Büchers Best wird am 9. September, 20.30 Uhr, mit Geburtstagskonzert und Lesung »Tombstone Blues – Tribut an einen Nobelpreisträger«, sowie am 10. September, 11 Uhr, mit dem Geburtstagsbrunch mit dem amerikanischen Folk- & Bluesmusiker Biggs Jackson und dem Dresdner Wort- und Sinnverbieger Jochen Deutsch gefeiert; www.buechersbest.de

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