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»Ich rede nicht gern über glückliche Themen« – Zoe Wees im Interview (Foto: Jeff Hahn)
Zoe Wees im Interview (Foto: Jeff Hahn)
■ Plötzlich berühmt: Mit ihrer Single »Control« startete sie durch und auch zwei Jahre später spielt die sympathische Hamburgerin erfolgreich auf internationalem Parkett. DRESDNER-Autor Matthias Hufnagl unterhielt sich mit Zoe Wees über den Druck sozialer Medien, ihr ambivalentes Verhältnis zu Liebesliedern und die Vorfreude auf anstehende Live-Termine.

Deine Karriere nahm während der Pandemie an Fahrt auf. Jetzt stehen die ersten Live-Termine an. Wie hoch ist da der Druck?

Zoe Wees: Es ist sicher interessant, wenn man live anfängt. Mitzubekommen, wie sich die Leute sammeln, man wahrgenommen wird und es immer mehr werden. Während der Pandemie durchzustarten ist hingegen ein besonderer, fast schon einzigartiger Weg. Ich sehe das Beste darin und freue mich vor allem, dass ich bald viele coole Leute sehen darf.

Dein großer Hit »Control« thematisiert eine Krankheit, die dich als Kind selbst betroffen hat: Epilepsie in der Rolando-Variante. Überrascht, dass ein Song mit dieser Thematik so erfolgreich ist? Wir sprechen immerhin von über 200 Millionen Streams allein auf Spotify … ?

Zoe Wees: Ich hätte niemals gedacht, dass das so krass gut aufgenommen wird. Den Song zu schreiben, war für mich eine Art Therapie. Mein Team sah darin sofort die erste Single. Ich habe mir nichts dabei gedacht, außer dass es vielleicht ein paar Leute hören, ich dann mehr Musik droppen kann und die Community nach und nach größer wird. Heute bin ich froh, dass ich das so gemacht habe und so viele Leute an diesem Song hängen. Das ist schon ein Traum.

Ab wann war dir klar, dass du ab jetzt professionell Musik machst?

Zoe Wees: Ich wollte schon immer singen. Mit 14 war ich dann zusammen mit meinem Lehrer im Studio. Damals haben wir den ersten Song geschrieben. Für mich ging es erst mal nur ums Songwriting. Ich wollte alles aufschreiben. Irgendwann habe ich angefangen, mich auch dafür zu interessieren, selber auf der Bühne zu stehen.

Wir reden von deinem Musiklehrer, Nils Bodenstedt. Er hat dich ermutigt und betreut dich immer noch?

Zoe Wees: Genau. Ich kann mich noch erinnern, dass ich sogar aus dem Deutschunterricht rausgehen durfte, um in den Musikraum zu gehen. Ich hätte nie gedacht, dass daraus einmal so etwas entsteht. Er ist jetzt mein Manager und immer noch im Team. Gerade vor dem Interview haben wir telefoniert. Eine wirklich einzigartige Geschichte.

Der Song »Girls Like Us« und das dazugehörige Video prangern den Druck an, dem sich vor allem junge Menschen durch die sozialen Medien ausgesetzt sehen. Ein Teufelskreis, da man als junge Künstlerin auf eben diese angewiesen ist?

Zoe Wees: Auf jeden Fall. Ich weiß, dass Social Media zu meinem Job gehört. Da komme ich nicht drumherum. Wenn man sich in diesem Business bewegt, muss einem bewusst sein, dass es neben all der Liebe auch Leute gibt, die wollen, dass du dich schlecht fühlst. Das hat mich lange beschäftigt, so langsam aber komme ich damit klar. But I still can’t say that I give a fuck about it. Da gab es zum Beispiel eine Nachricht, die mich sehr getroffen hat. Ich war gerade im Studio und habe als Reaktion darauf einen Song geschrieben. Danach ging es mir sehr viel besser. Bei meiner Arbeit begleitet mich auch nach wie vor eine Therapie – manchmal ist es einfach schwer.

Von dir gibt es das Zitat. »Die meisten Liebeslieder sind schlecht.« Eine generelle Abneigung?

Zoe Wees: Ich rede einfach nicht gerne über glückliche Themen. Nicht jeder Mensch geht mit einem großen Lachen durch den Tag. Wenn ich etwas durchmache, mich etwas beschäftigt, dann sind das meistens schlechte Dinge. Die schreibe ich auf. So entstehen traurige Songs. Meine Meinung hat sich aber schon ein wenig geändert: Ich habe mich herangetraut und ein paar coole Liebeslieder gefunden.

»Love Me Now« – deine Kooperation mit DJ Kygo als Ausflug in sonnige Gefilde?

Zoe Wees: Das war verrückt. Kygos Manager hat mich über Insta gefragt, ob ich einen Song für ein Feature schreiben kann. Ich sagte zu und stand vor der Herausforderung, meine Grundtraurigkeit mit seinen, eher glücklichen Tracks zu mixen. Ich war dann einfach ich selbst und habe ein trauriges Stück mit Piano geschrieben. Er hat daraus dann diesen coolen, cheesy Popsong gemacht.

Wann können deine Fans mit neuen Songs rechnen?

Zoe Wees: Noch vor der Tour, innerhalb der nächsten vier Wochen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Zoe Wees ist am 31. März 2022 live im Alten Schlachthof zu erleben; mehr zur Künstlerin: www.instagram.com/zoe.wees/?hl=de sowie www.youtube.com/watch?v=8FO30x-PDqI

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