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Feinste Dresdner Sahne – Im Interview mit Drummer Demian Kappenstein (Foto: Josefine Schulz) zu Ätna & Friends im Societaetstheater
Im Interview mit Drummer Demian Kappenstein (Foto: Josefine Schulz) zu Ätna & Friends im Societaetstheater
■ Ihre Musik lebt von Kontrasten: Im melancholischen Electro-Pop treffen die minimalistischen Beats von Schlagzeuger Demian auf die Intensität des Gesangs von Inéz. Für das Dresdner Duo war 2017 das Jahr, in dem sie richtig durchstarteten. Eine 14-tägige Russland-Tour, ein Gastspiel in der Türkei, eine Tour durch die deutschen Großstädte, Support für den schwer nachgefragten englischen Singer/Songwriter, DJ und Produzenten Fink, der Auftritt beim Reeperbahnfestival und die Booking-Agentur »Four Artists« brachten Ätna aus Dresden über die Landesgrenzen hinaus ins Gespräch, das DRESDNER-Redakteur Heinz K. nun anlässlich ihrer beiden Auftritte im Societaetstheater mit Demian gesucht hat.

Was war die beeindruckendsten Erlebnisse im letzten Jahr?

Demian Kappenstein: Eindeutig die erste eigene Tour durch die deutschen Großstädte und die Russland-Tour im Mai. Wir wissen jetzt, dass wir alles schaffen können, auch in der kleinen Besetzung. Das war wirklich sehr aufregend und beeindruckend. Für uns fand dann das Jahresfinale am 1. Dezember statt, als Vorband für Fink im Tempodrom in Berlin. Das war für uns überraschend, weil man ja erst einmal als Vorband die Schwierigkeit hat, gegen den Geräuschpegel anspielen zu müssen. Die Leute waren aber so aufmerksam und haben uns so warm aufgenommen, das war echt unglaublich. Wir brauchten uns auch vom Licht und Ton her nicht zurückzuhalten, was auch nicht selbstverständlich ist, denn es gibt nicht viele große Künstler, die das zulassen. Der Sänger der Band war von uns sehr angetan und ist extra nach Dresden gereist, um uns zu treffen.

Wen können denn die Besucher der beiden Konzerte im Februar bei Ätna & Friends erwarten?

Demian Kappenstein: Jacob Korn wird für uns einen Remix machen und auch an dem Abend dabei sein. Mit dabei ist auch der Kölner Trompeter Pablo Giw; ein Wahnsinns-Künstler, der sowohl solo als auch mit uns zusammen spielen wird.

Wie kam der Kontakt zu Pablo Giw zustande?

Demian Kappenstein: Ich habe Pablo Giw auf einem Festival kennengelernt, bei dem wir in einem improvisierten Kontext zusammen auf die Bühne gebeten wurden. Das hat mich wirklich umgehauen. Man kennt verschiedene Flaggschiffe des Trompetenspiels wie etwa Markus Stockhausen, Arve Hendriksen und Christian Scott, aber Pablo vereint die Fähigkeiten dieser Größen in sich und hat Wege gefunden, aus modernen Spielweisen wie etwa Electro Minimal mit Zirkularatmung, Klappengeräuschen, Beatboxing-Beats mitreißende Stücke zu machen. Das fanden wir beeindruckend; auch vom Gefühl her, dass wir inhaltlich miteinander kompatibel sind. Pablo hatten wir auf der Großstadttour für ein paar Konzerte im Vorprogramm. Wir haben zwei Songs miteinander erarbeitet und ihn so in den Hauptteil integriert.

Das klingt schon mal sehr vielversprechend … Von Ätna gibt es bislang nur eine EP. Wann kommt das Debütalbum?

Demian Kappenstein: Wir arbeiten jetzt auf den Herbst hin. Dann erscheint unser erster richtig offizieller Tonträger, den wir mit dem Produzenten Moses Schneider realisieren werden. Diese Zusammenarbeit macht extrem Freude und die wollen wir auch weiterführen. Was wir weiterhin nutzen wollen, ist die Möglichkeit des Streamings, was ja oft verteufelt wird, aber das hat uns bislang viel gebracht. Den Song »Remission« beispielsweise haben 600.000 Leute gehört. Beeindruckend.

An welchem Punkt würdest du Ätna jetzt sehen? Wird das nun zu deinem Hauptprojekt?

Demian Kappenstein: Das würde ich generell nie sagen, weil ich den experimentierfreudigen Kontext nicht aufgeben möchte. Wenn wir jetzt plötzlich Jahrestouren durch alle Länder spielen würden, dann würde ich mir es trotzdem offenhalten, weiter zu forschen, weil das auch mein Interessensgebiet ist und ich mich am Schlagzeug weiter entwickeln will. Aber ich würde schon sagen, dass sich von der Resonanz und von den Partnern her, wie etwa Four Artitsts, dann Möglichkeiten eröffnen, die einem sonst mit experimenteller Musik eher verschlossen bleiben. Ich glaube, dass sich das gegenseitig beflügelt, sowohl in marktwirtschaftlicher als auch musikalischer Hinsicht.

Wo würdest du da die Grenze ziehen wollen?

Demian Kappenstein: Das ist schwer zu sagen, aber was wir generell nicht machen würden, wären musikalische Formate, wo wir unsere Art, Musik zu machen, verändern müssten. Auf jeden Fall geben wir nur Stücke heraus, wo wir sagen: das drückt uns aus.

Ihr stammt ja beide aus dem tiefen Westen, habt in Dresden Musik studiert und die Stadt zu eurer Heimat gemacht. Passt hier alles?

Demian Kappenstein: Was generell den Support in der Stadt angeht, sind wir sehr zufrieden mit dem Umfeld. Angefangen von den Möglichkeiten, uns beim sound of dresden, dem Bandstand Hellerau oder beim Xjazz Festival in Radebeul zu präsentieren, konnten wir hier eine Homebase aufbauen. Und in unseren Videos zeigen wir ja auch, dass es hier vor der Haustür abgefahrene Orte gibt, wie die Skulpturensammlung oder die Weinberge in Radebeul.
Besten Dank für das Gespräch!

Ätna spielen am 6. Februar mit Pablo Giw & Jacob Korn als Gästen im Societaetstheater; wegen der großen Nachfrage geben Ätna am 5. Februar ein Zusatzkonzert. Mehr zur Band: http://atnaofficial.com/

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