DRESDNER Interviews / O-ton!
Drum´n´Guitar statt Drum´n´Bass – The Naked Hands, die Gewinner des »sound of dresden«, im Interview
The Naked Hands, die Gewinner des »sound of dresden«, im Interview
■ Vier Hände, ein Schlagzeug und eine E-Gitarre. Mehr brauchen die Naked Hands angeblich nicht, um gut abgehangenen Rock´n´Roll mit Garagencharme zu machen. Dabei wissen Gitarrist und Sänger Falk und Drummer Wilhelm schon, was sie wollen: Mit dem Gewinn des New Music Contests »sound of dresden« am 23. März haben sie bewiesen, dass sie nicht nur ihre Instrumente exzellent bedienen können, sondern dass es ihnen auch gelingt, auf den Punkt genau zu spielen, womit sie sowohl Publikum als auch Jury begeisterten. Im Gespräch mit den beiden lokalen Hoffnungsträgern spürt DRESDNER-Musikredakteur Heinz K. ihrer Vita, ihren Einflüssen, Zukunftsplänen und ihrem Humor nach.

Wie haben zwei Philosophiestudenten zueinander und zur Musik gefunden?

Falk: In einer Vorlesung zu theoretischer Philosophie, in der wir uns zufällig nebeneinander gesetzt haben.
Wilhelm: Ich saß schon da. Er (zeigt auf Falk) kam zu spät.
Falk: Da kamen wir ins Gespräch und ich habe gleich gefragt, ob wir nicht zusammen Musik machen wollen. Als wir dann zum ersten Mal im Volume11 geprobt haben, da haben wir gleich gemerkt: es funktioniert.

Ihr habt beide vorher schon Musik gemacht?

Falk: Genau. Ich hatte in der Nähe von Frankfurt eine Band, die aber in eine andere Richtung ging; poppiger und mehr 60´s Beat. Genauer gesagt ist es die Stadt, wo Elvis seinen Wehrdienst abgeleistet hat.
Wilhelm: Ich komme aus dem schönen Erzgebirge, aus der Nähe von Annaberg-Buchholz, wo ich in diversen Punkbands gespielt habe. Viel mehr noch habe in einer Dixieband Trompete gespielt; Schlagzeug kam ziemlich spät und ich hatte davor nur eine Band: eine grottenschlechte Punkband mit dem Namen »Ausbaufähig«.
Falk: Ich hatte auch nur eine Band und habe da Bass gespielt.

Daher kommt vielleicht auch die Anmutung, Falk, dass du die Gitarre eher wie einen Bass spielst?

Falk: Das hat bestimmt viel damit zu tun, dass ich im Bandgefüge den Bass am wichtigsten finde.
Wilhelm: Du kannst auch gar nicht richtig Gitarre spielen, sagen wir es mal so.
Falk: Da wir nur zu zweit sind, ist es nötig, dass ich die Gitarre ein bisschen mehr wie einen Bass spiele. Da liegen durchaus Geheimnisse im Sound, da ich über einen Bass- und Gitarren-Amp gleichzeitig spiele. »True Love Is Dead« ist so ein Beispiel dafür, wo ich die Basslinie mit dem Daumen spiele und die höheren Töne mit den Fingern.

Ihr spielt im Duo. Hattet ihr nie die Absicht, eine Band zu gründen?

Wilhelm: Das liegt vor allem daran, dass wir so gut zusammen passen. Wir verstehen uns und sind auf einer Wellenlänge und ehe wir uns noch jemand mit ins Boot holen, der dann unsere Witze nicht versteht, machen wir´s lieber zu zweit. Dadurch können wir live ziemlich spontan sein. 60 Prozent des Gigs sind meist eine Art Jam. Wir spielen dann das, worauf wir gerade Lust haben.
Falk: Wir versuchen schon, das Proberaum-Feeling mit auf die Bühne zu bringen, also dass wir so natürlich sind, wie wir eben sind. Spontanität ist bei uns das Zentrale. Die würde verloren gehen, wenn wir das Duo zur Band erweitern.

In eurem Sound hört man musikalische Referenzen heraus. Die White Stripes fallen mir als erstes ein. Was gibt es da noch?

Falk: Mit Sicherheit haben die White Stripes die Duo-Form popularisiert. Es gab natürlich auch vorher schon Zweimann-Bands wie die Flat Duo Jets etwa, die wiederum Jack White beeinflusst haben. Aber dass die White Stripes direkt ein Einfluss sind, würde ich nicht sagen. Für mich sind die Beatles der größte Einfluss, auch wenn man das vielleicht nicht heraus hört. Bezogen auf die Band könnte man sagen: Led Zeppelin und all die klassischen Sachen wie etwa Hendrix und The Who, von der Art her, wie sie spielen.
Wilhelm: Noch nie in meinem ganzen Leben habe ich White Stripes gehört. Ich bin aber auch nicht so der Rocker und höre eher Jazz und HipHop.

Komisch, dass du dann in einer Punkband gespielt hast, oder?

Wilhelm: Im Erzgebirge kannst du ja nicht wählen: mache ich HipHop oder mache ich Jazz? Da freust du dich, wenn du Leute findest, die eine Gitarre und einen Bass halten können.
Falk: Man hört diese Einflüsse auch durchaus raus, aber nicht vordergründig. Die ergeben so ein gewisses Feeling. Das sind bei Willi Beats, die in einer gewissen Art und Weise an einen Drumcomputer erinnern, aber natürlich live gespielt sind. Drum´n´Guitar eben statt Drum´n´Bass.

Den »sound of dresden« habt ihr ja im März gewonnen. Was bedeutet euch der Preis?

Falk: Der bedeutet uns sehr viel. Seit ich hierher gezogen bin, vor zweieinhalb Jahren, ist mir der Name im Zusammenhang mit der Dresdner Musikszene immer untergekommen. Das ist mit das Erste, worauf man stößt und da liest man natürlich Polarkreis 18, die ich dann auch kannte, obwohl ich nicht aus Dresden komme. Insbesondere war der Moment unglaublich, wenn man da auf der Bühne steht und die Leute schreien. Da war ja jetzt keine schlechte Band dabei, das war alles auf einem Top-Level.
Wilhelm: Wir freuen uns auch riesig über das Mokost-Video.

Wie kam denn der Kontakt zu den Ballroom Studios zustande, wo ihr auch eine Session gespielt habt?

Falk: Das lief über die beiden Mokost-Leute. Wir haben da in einer Art Waschküche Rücken an Rücken gesessen und halbakustisch gespielt, weil unsere Musik akustisch nicht so ganz geht. Das kommt irgendwann als Video heraus.

Wie wird es mit euch weiter gehen?

Falk: Erst einmal viele Auftritte. Dann der Videodreh mit Mokost, was für uns ein ganz großes Ding ist. Momentan sind wir dabei, neue Songs aufzunehmen. Wir haben jede Menge geschrieben und wollen keine Band sein, die ewig wartet, bis sie neues Material raus bringt.
Wilhelm: Geil wäre, wenn wir mal in Portugal spielen könnten, weil wir von da ziemlich viel Resonanz bekommen haben, wo man uns über bandcamp entdeckt hat. Die dachten, wir sind hier ein ganz großes Ding und haben uns schon mal auf die Liste als große Hoffnung für 2013 gesetzt.
Hoffen wir, dass ihr da auch bleibt! Besten Dank für das Gespräch!

The Naked Hands eröffnen am 31. Mai als erste Band auf der Hauptbühne das Bandfestival Dresden im Puschkin; Copyright Foto: Stephan Böhlig. Die EP »blue« zum Download: www.thenakedhands.com , mehr zur Band: www.facebook.com/nkd.hnds

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