DRESDNER Interviews / O-ton!
Dresden ist eine coole Stadt – Gossenboss mit Zett im Interview (Foto: Danny Kötter)
Gossenboss mit Zett im Interview (Foto: Danny Kötter)
■ »No Future« heißt die neue Platte des in Dresden geborenen Rappers. Längst kein Geheimtipp mehr, hievt ihn dieses Album wohl endgültig in die Champions League. Was er in seinem Genre unter »Standardscheiße« versteht, warum er Wochenendtourneen vermisst und inwieweit sich für ihn Dresden von Leipzig unterscheidet, verriet der Gossenboss DRESDNER-Autor Matthias Hufnagl.

»Schlechtester Rapper Deutschlands« war lange dein Label. Holt dich das heute ein?

Gossenboss mit Zett: Ich betrachte das Ganze heute etwas anders, finde es aber nach wie vor witzig und kann gut damit leben. Zu der Zeit war es angebracht, dass das jemand macht.

Du wohnst mittlerweile in Leipzig. Gibt es da für dich mehr Anknüpfungspunkte als in Dresden?

Gossenboss mit Zett: In Leipzig ist auf jeden Fall mehr los, schon allein weil die Stadt zentraler liegt. Es herrscht mehr Durchlauf und Austausch, was aber nicht heißen soll, dass in Dresden nichts passiert. Kulturell und kreativ geht da unglaublich viel. Dresden ist eine coole Stadt, erscheint aber oft in einem schlechten Licht. Dabei gehen die Leute, die kreativ, kulturell und künstlerisch tätig sind, oft unter. Neben all dem Schlechten sind sie es aber, die eine Stadt wie Dresden weiterhin lebenswert machen. Es ist mir wichtig, für diese Menschen die Fahne hochzuhalten.

Beim Track »Papa ist zurück« ist Danger Dan mit von der Partie. Wie kam es dazu?

Gossenboss mit Zett: Wir haben die Antilopen Gang auf diversen Tourneen begleitet. Außerdem hat Kollege Hartmann Danger Dans Solotour supportet und ich bin bei drei Shows mitgefahren. Danger Dan ist Familienvater – als wir uns kennengelernt haben bin ich gerade Papa geworden. Das war natürlich Thema. Die Idee zum Track war eine Schnapsidee mit einer angelehnten Hook an den »Papa ist zurück«-Song von Fler aus der AggroBerlin-Ära. Mein Song ist halt nur anders als der von Fler.

Im Titeltrack der Platte rappst du gegen »Standardscheiße«. Wen oder was genau meinst du damit?

Gossenboss mit Zett: Es geht um die typischen Standardfloskeln, die Rapper eben so haben. Krass sein – die Coolsten, die Heftigsten, die Gewalttätigsten, die Reichsten.

Siehst du dich mit der Antilopen Gang, Waving the Guns oder Kummer als im Vergleich offene und realistische Strömung im Rap?

Gossenboss mit Zett: Das verhält sich wie in der Gesellschaft. Es gibt Macho-Prolls, die den Mädels im Club an den Arsch fassen, und die Leute, die sich dafür stark machen, dass so etwas nicht passiert. Im Rap ist das genauso. Das läuft alles parallel.

In »Combo« geht es um die klassische Wochenendtour. Auch in normalen Zeiten eine Hassliebe?

Gossenboss mit Zett: Ja, aber das Positive überwiegt. Manchmal fährt man sonntags nach Hause, ist völlig fertig und fragt sich, warum man sich das antut. Alle im Auto haben schlechte Laune und wollen nur nach Hause auf die Couch. Wird der nächste Freitag aber richtig geil, ist das sofort wieder vergessen und man weiß, wofür man es macht.

Wie sehr fehlt dir derzeit das Auftreten?

Gossenboss mit Zett: Schon sehr, nicht nur finanziell, sondern auch seelisch. Ich vermisse es mega krass, mit einer Bande im Auto irgendwo hinzufahren und verrückte Musik machen zu dürfen. Dann sind da Leute, die dafür Eintritt bezahlen und vielleicht noch ein T-Shirt kaufen. Mir ist aber bewusst, dass ich unter dieser Pandemie mäßig wenig leide. Andere trifft es viel schlimmer, wirtschaftlich wie gesundheitlich. Deswegen möchte ich nicht groß rumheulen, sondern appellieren, Kulturschaffende und Kreative zu unterstützen. Wenn nichts passiert, ist das alles irgendwann weg.
Vielen Dank!

Mehr zum Künstler: www.gossenshop.bigcartel.com/

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