DRESDNER Interviews / O-ton!
Das Orakel der Tentakel – Vor dem Debütalbum bereits Kult – Käptn Peng & die Tentakel von Delphi
Vor dem Debütalbum bereits Kult – Käptn Peng & die Tentakel von Delphi
■ Ein offener Pavillon aus Holz mit einer Discokugel, darunter musizieren fünf junge Herren mit teils lustigen Perücken. Plötzlich kommt Bewegung ins Geschehen. Das Quintett läuft durch verschiedene Räume, dabei aberwitzige Verkleidungen und Gegenstände vom Ventilator über eine Zimmerpflanze bis zu Handschellen ins Bild haltend. Irgendwann reißen sie sich die T-Shirts vom mit Edding beschriebenen Leib. Am Ende stehen alle auf der mit Muskelkraft betriebenen Dreh-Pavillon-Bühne. Das ist die verkürzte Zusammenfassung des Videoinhalts von »Der Anfang ist nah«, einem Stück von Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi. Klingt schräg? Ist es auch, genau wie die Live-Shows der Band. Deren Debütalbum erscheint am 12. April und bietet all das, wofür der Käptn und seine Tentakel gefeiert werden: intelligente Wortakrobatik, philosophische Tiefe, funky Melodien und eine gehörige Portion Wahnsinn. Für die sympathischen Selfmademen scheint nur eine Regel zu gelten: sich an keine stilistischen Regeln zu halten. DRESDNER-Autor Stefan Bast versucht im Gespräch mit dem Käptn, das Orakel der Tentakel zu ergründen.

Das Video zu »Der Anfang ist nah« widerspiegelt sehr gut euren künstlerischen Ansatz. Wie kam es zu der Idee und wie lange habt ihr für die Umsetzung benötigt?

Käptn Peng: Ich habe mir das ausgedacht. Ich wollte ein Video, in dem nicht nur gerappt, sondern wo alles, was ich begrüße, auch bebildert wird. Da die meisten Sachen dann ziemlich abstrakt werden und ich keine Elefanten und Universen in die Kamera halten kann, musste ich mir Metaphern ausdenken. Ich habe mich da solange hineingedacht, bis ich für alles irgendein Bild hatte. Zum Drehen haben wir dann vier halbe Tage gebraucht.

Ist der Käptn der Bandchef oder geht es bei euch demokratisch zu?

Käptn Peng: Alles wird demokratisch entschieden, aber jeder hat eine kleine Hoheit für seinen Bereich, also Peng für seine Texte und alle anderen für ihre Instrumente. Bei Songstruktur, Cover etc. haben alle das gleiche Mitspracherecht.

Wie viel Improvisation passiert auf der Bühne?

Käptn Peng: Immer mehr. Mittlerweile haben wir meist zwei improvisierte Teile auf der Bühne, wo Text und Musik genau in diesem Moment gefunden werden. Der Rest ist vorher geprobt.

Wie lange habt ihr an eurem Debüt »Expeditionen ins O« gearbeitet? Und wart ihr dabei an einem besonders inspirierenden Ort?

Käptn Peng: Wir hatten eine sehr tolle Aufnahmesituation in einem alten Hörspielstudio in der Berliner Nalepastraße. H2 heißt das. Es gibt dort fantastische schallisolierte Räume, in denen zwei alte Hörspielhasen sitzen. Musikalisch wurde da bisher nichts weiter aufgenommen als ein Piano-Duo. Dann haben wir die letzten drei Monate eigentlich durchgängig an dem Album gesessen. Wahnsinn, was so was für Zeit braucht.

Kreismusik ist relativ neu. Handelt es sich um ein »Käptn Peng Label«? Wenn ja, was plant ihr hier für die Zukunft?

Käptn Peng: Ja, das Label besteht aus den kompletten Tentakeln plus Mario Cetti von Kumpels & Friends. Wir wollen auf dem Label auch unsere Soloprojekte veröffentlichen und noch andere Künstler sammeln, ungeachtet ihres musikalischen Stils.

Wie passt ein musikalisch vollkommen anders gearteter Support-Act wie Ofrin zu euch – mal abgesehen davon, dass sie auf dem gleichen Label ist?

Käptn Peng: Sie baut so eine sirenenartige Stimmung auf. Sie ist ein Freak wie wir. Sie bewegt sich in ihrer ganz eigenen Welt. Das reicht, musikalisch muss sich da nichts ähnlich sein.
Besten Dank für das Gespräch!

Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi live am 20. April im Beatpol; Support kommt von Ofrin. Fotocredit: Martin Dost. Mehr zu Käptn Peng: www.kreismusik.de/bands.html

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